Altmeister Martin Scorcese (Taxi Driver, Good Fellas, Departed – Unter Feinden, No Direction Home – Bob Dylan) nahm noch einmal auf dem Regiestuhl Platz und inszenierte den Spielfilm “The Irishman”. Das Drehbuch stammt von Steven Zaillian (Schindlers Liste, Mission: Impossible, American Gangster). Der Spielfilm wurde nur in ausgewählten Kinos gezeigt und ist seit Dezember 2019 auf Netflix abrufbar.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Frank „The Irishman“ Sheeran (Robert De Niro), der in den 50-iger Jahren als Lastwagenfahrer arbeitet. Franks kleine Gaunereien führen zu seiner Entlassung und einer Anklage. Sein Anwalt, William Bufalino, verteidigt Frank erfolgreich und stellt Frank wenig später seinem Cousin Russell Bufalino (Joe Pesci) vor, dem regionalen Boss eines Ablegers der italienischen Mafia. Frank beginnt für Russell zu arbeiten. Jahre später wird Frank der Leibwächter des mächtigen Gewerkschaftsführers James „Jimmy“ Hoffa (Al Pacino), mit dem Frank im Laufe der Zeit eine intensive Freundschaft aufbaut. Hoffa pflegt Beziehungen zur Mafia, die aber mit dem Beginn der Amtszeit der Kennedys, einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt werden…

Die Bildqualität des Streams über Netflix ist großartig. Mit dem passenden Abo kommt man in den Genuss von 4K Auflösung mit Dolby Vision. Die natürlichen, etwas entsättigten Farben und der tolle Kontrast sind besonders positiv hervorzuheben. Der Mehrkanalton ist unspektakulär und tendeziell frontlastig. Die Dialogverständlichkeit ist zu jeder Zeit sehr gut.

Mein Fazit: Mit einer Spielzeit von 209 Minuten verlangt “The Irishman” dem Zuseher ordentlich Sitzfleisch ab. Noch mehr sogar, als man es bis dato von Scorceses großen Mafia-Thrillern gewohnt war. Die Geschichte wird von einem alten Frank Sheeran in einer großen Rückblende chronologisch erzählt und beginnt in den 50-iger Jahren. Die nachfolgenden Jahrzehnte werden mit viel Liebe zum Detail erzählt und die Schauspieler erhalten reichlich Raum um ihre Charaktere in Szene zu setzen. Die durch Maske und Effekte verjüngten Altstars konnten mich aber leider nicht wirklich in jeder Szene überzeugen und sind einer der größten Schwachpunkte des Films. Ungeachtet dieses Details spielen De Niro, Pesci und Pacino ihre Rollen mit Hingabe und Überzeugung. Scorcese sagte in einem Interview, dass “The Irishman” möglicherweise seine letzte Produktion gewesen sein könnte. Irgendwie hat man den Eindruck, dass diese Aussage für alle der drei Altstars gelten könnte. Auch der Umstand, dass der Spielfilm in fast allen wichtigen Kategorien für den Oscar nomiert ist, ist in meiner Wahrnehmung eine Verneigung vor dem Filemacher und seinem Ensemble und nicht dem Film selbst. “The Irishman” ist gut, kann aber Filmen wie “Good Fellas” oder “Casino” kann er auf keinen Fall das Wasser reichen.

Film: 7/10
Bild: 8,5/10
Ton: 7/10

Bildquellen: © 2019 Netflix US LLC / Photo credits: Niko Tavernise

Reviewdatum: 24.01.2020
BD/DVD Erscheinungsjahr: –
Produktionsjahr: 2019
Studio: Netflix